Kolbenfüllfederhalter stehen für Exklusivität - im Bild: der "Manager" vn Waldmann. (Foto: MiaSkribo/Waldmann)

Mit dem Kolbenfüller in die Vergangenheit

Gängig sind heutzutage Patronenfüller oder Füller, in die sich Konverter für die Tinte einsetzen lassen. Dennoch bieten einige Hersteller auch heute noch Kolbenfüller an, bei denen der Korpus quasi als Tintentank dient - und pflegen damit den Charme des Nostalgischen.

Historisch betrachtet ist der Kolbenfüller nicht der Anfang, sondern schon eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Füllfederhalters, für den der Versicherungsvertreter Lewis Edson Waterman 1884 das Patent anmeldete. Denn die frühen Füllfederhalter hatten immer wieder das Problem, wie der Tintenfluss gut reguliert werden kann.

Pelikan erwarb das Patent für den Kolbenfüllfederhalter

Mit dem Kolbenfüller wurde das anders. Hier sorgt ein Differenzialgetriebe für ein Aufsaugen der Tinte, welche dann klecksfrei durch die Feder wieder abgegeben wird. Zurück geht das auf eine Erfindung des ungarischen Ingenieurs Theodor Kovác. Und eng mit dieser Erfindung ist eine Größe unter den Schreibgeräteherstellern verbunden: Pelikan.

Denn das Unternehmen erwarb das Patent und produzierte ab 1922 dann den ersten Pelikan-Füller. „Technische Innovationen sind der kleckssichere Tintenleiter, das transparente Tintensichtfenster und die Kolbenfüllmechanik mit Differenzialgetriebe, die bis heute uneingeschränkt Stand der Technik im perfektionierten Füllhalterbau ist“, schreibt Pelikan auf seiner Website.

Kolbenfüller sind etwas für Liebhaber

Heute sind die Kolbenfüllfederhalter durch die Patronen- und Konverterfüllfederhalter in der Masse verdrängt, aber weiterhin ein beliebtes Schreibgerät für Füllerliebhaber. Sie haben auch einen unbestreitbaren Vorteil: Dadurch, dass die Tinte in den Kolben – bzw. Korpus – eingesogen wird, steht mehr Tinte zur Verfügung als in einer herkömmlichen Patrone.

Sprich: Man kann länger damit schreiben. Sofern der Füller dann noch ein Sichtfenster hat – was nicht immer der Fall ist – wird man auch gut darüber informiert, wann die Tinte zur Neige geht. Ein Nachteil ist, dass sich die Tintenfarbe wesentlich schlechter wechseln lässt und auch die Reinigung aufwändiger sein kann.

Kolbenfüllfederhalter steht für nostaligschen Charme

Viele Hersteller führen noch Kolbenfüllfederhalter, weil es dafür weiterhin Kunden gibt, die auch den nostalgischen Charme dieser Schreibgeräte schätzen. Es sind auf jeden Fall immer schon mindestens Füller im mittleren Preissegment, bei einigen Herstellern werden Sondereditionen und auch sehr teure Linien damit geadelt.

Übrigens: Einige Sammler gehen mittlerweile wieder den Weg zurück. Mit sogenannten Eyedroppern werden Füller angeboten, die sich nicht durch die Feder betanken lassen, sondern in denen am anderen Ende Tinte zugeführt wird. Mit einer Mechanik wird dann verhindert, dass die Tinte ausfließt, wenn der Füller nicht im Gebrauch ist. Einige wenige Hersteller bieten das an.

Cleo Skribent: Kolbenfüller zum mittleren Preis

„Classic“ ist die Einstiegsfüllerlinie bei der Schreibgerätemanufaktur Cleo Skribent aus dem brandenburgischen Bad Wilsnack. Und hier gibt es mit dem „Classic Palladium“ für 176 Euro einen echten Kolbenfüllfederhalter mit Sichtfenster zu erwerben. Erhältlich ist er in weiß, rot oder schwarz. In diesem Fall ist dann eine Edelstahl-Feder verbaut. Wer ihn lieber mit einer 14-Karat-Goldfeder schreiben will, muss 77 Euro zusätzlich ausgeben.

Oder kann auch gleich auf die „Classic Gold“-Linie umsteigen, bei der für 314 Euro standardmäßig eine 14-Karat-Goldfeder verbaut ist – und wie es der Name schon nahelegt, die Beschläge ebenfalls vergoldet sind. Besonders schön sind bei Cleo Skribent immer wieder die sehr fein bicolorierten Federn.

Bei MiaSkribo ebenfalls noch im Sortiment: der Ebonite-Kolbenfüllfederhalter von Cleo Skribent. Das Schreibgerät wurde eben aus Ebonit gefertigt, sehr aufwändig. Und es bietet eine sehr lange Gold-Feder, wodurch es wirklich sehr schön geschmeidig schreibt. Der Ebonite-Kolbenfüllfederhalter ist allerdings ein Auslaufmodell, es sind nur noch Restbestände erhältlich.

Waldmann: Edles Silber und der Kolben im Top-Segment

Die Schreibgeräte-Manufaktur Waldmann aus dem rheinland-pfälzischen Birkenfeld nahe der Schmuckstadt Pforzheim ist bekannt für ihre Silberarbeiten. Und ein besonders exklusives Schreibinstrument ist hier der „Manager“. Der Name ist hier Programm: Der sehr breite, repräsentative Füller ist mit einem schönen Linien-Dekor verziert und liegt gut in der Hand – oder eben auf dem Schreibtisch einer Managerin oder eines Managers.

Und: Er ist ein Kolbenfüllfederhalter aus Silber, ausgestattet auch mit einem Sichtfenster für den Füllerstand. Er wird mit Federn in den Stärken EF, F, M und B geliefert, entweder als Edelstahlfeder oder mit einer sehr langen 18-Karat-Goldfeder. Mit Stahlfeder kostet der „Manager“ 515 Euro, mit Goldfeder 853 Euro.

Graf von Faber-Castell: Füller des Jahres als Kolbenfüller

Einmal im Jahr legt Graf von Faber-Castell den „Pen of the Year“ auf, den Füller des Jahres. Seit 2003 gibt es diese limitierten Sonderstücke. Kostenpunkt: mehrere tausend Euro. Und natürlich handelt es sich dabei um Kolbenfüllfederhalter. Zum Beispiel: Die Edition 2020 ist so von Sparta inspiriert, bietet eine Ruthenium (3.500 Euro) oder eine Black Edition (4.800 Euro) an.

Unterschieden wird auch in eine Black Edition und eine Ruthenium-Variante bei der Edition 2019 „Samurai“: Hier ist schwarz lackierte Metallschaft der „Black Edition“ (4.800 Euro) mit seiner schmuckvollen 24 Karat Vergoldung verziert und erinnert an eine aus einzelnen Platten gefertigte Rüstung. „Heute besiege ich mein ich von gestern“ steht auf dem dunkel gebeizten Schaft aus Magnolienholz, ein Zitat von Miyamoto Musashi der Ruthenium-Variante (3.500 Euro).

Otto Hutt: Neue Designs mit Kolbenfüller

Zum 100-jährigen Bestehen hat sich die Schreibgerätemanufaktur Otto Hutt etwas Besonderes gegönnt: einen neuen Entwurf, nämlich den Design C, entwickelt vom vielfach ausgezeichneten Designer Mark Braun. Und diese auf 500 Stück limitierte Auflage ist nicht nur ein Kolbenfüllfederhalter, was das Edle unterstreichen soll. Sondern hier wurde auch das erste Mal die Pull+Twist-Mechanik verbaut: Ein langsames Ziehen bringt ihn in Füllposition und durch das Drehen im Uhrzeigersinn entsteht dann Vakuum im Kolben, wodurch die Tinte aufgesogen wird.

Der Kolbenfüllfederhalter aus 925 Karat Sterling-Silber bietet zudem eine sehr lange 18-Karat-Goldfeder – und kostet 2.500 Euro. Vom gleichen Designer, aber aus Messing und mit Linien verziert ist der Design 08, ebenfalls ein Kolbenfüllhalter mit Pull+Twist – für einen Preis von 1.150 Euro.

Autor: Jörg Stroisch
Jörg Stroisch ist Journalist und agiler Coach - mit einer Leidenschaft für schöne Schreibgeräte.

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