MiaSkribo als Handlettering (Foto: Jörg Stroisch)

“Handschreiben als göttliche Fügung”

Die Künstlerin Ute Gräber über die Unterschiede zwischen Brushlettering, Handlettering und Kalligrafie, wie sie selbst zum Schreiben kam - und eine Erklärung dafür, warum das Thema gerade boomt. Im Interview.

MiaSkribo: Frau Gräber, was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen Handlettering, Brush-Lettering und Kalligrafie?

Ute Gräber: Unter Kalligrafie verstehen die meisten Menschen die klassische Schönschrift. Hier kommt es schon sehr darauf an, die Schriften exakt auszuführen. Handlettering sind eher gezeichnete Buchstaben. Und mit der Einführung neuer Pinselstifte, etwa dem Callibrush von ONLINE, ist eine ganz neue Kategorie entstanden: Je nach Druck können hier – auch oft in verschiedenen Farben – sehr schnell Buchstaben geschrieben werden. Im Prinzip ist das hier wie bei der klassischen Spitzfeder in der Kalligrafie. Die Feder sowie der Brushpen reagieren auf Druck.

MiaSkribo: Wie sind sie denn zur Kalligrafie gekommen?

Gräber: Für mich war das Handschreiben eine göttliche Fügung. Unbewusst habe ich nach einem Ausgleich für meinen Bürojob gesucht. 2003 habe ich dann einen Kurs in Pinselschrift besucht, danach war ich begeistert und infiziert. Ich konnte nicht mehr aufhören, zu schreiben, und habe viele Kurse bei namhaften internationalen Dozenten besucht. Nach 27 Jahren habe ich meinen Bankjob an den Nagel gehängt und bin nun seit zwei Jahren als Schriftkünstlerin selbstständig.

MiaSkribo: Haben Sie denn eine Vorliebe für einen bestimmten Stift oder eine bestimmte Schrift?

Gräber: Nein, ich schreibe mit allen Schreibgeräten gerne und auch in unterschiedlichen Schriften. Für mich ist das wirklich auch ein Lebensgefühl: Das Handschreiben ist einfach gut für Körper, Geist und Seele.

MiaSkribo: Was würden Sie Anfängern raten? Womit sollen sie beginnen?

Gräber: Sie sollen vor allem einfach beginnen. Und vor allem sollen sie nicht gleich am Anfang perfekte Ergebnisse erwarten. Jeder hat mal angefangen. Ich selbst habe mich zum Beispiel am Anfang unglaublich schwer getan. Ich hatte einen ausgezeichneten Kalligrafie-Lehrer, allerdings habe ich die Buchstaben lange Zeit nie so hinbekommen, wie er. Ich musste einfach noch mehr üben. Aber es gibt natürlich auch so noch jede Menge Tipps für Anfänger in der Kalligrafie, dem Handlettering oder dem Brushlettering.

Über Ute Gräber: Die Schrift-Künstlerin Ute Gräber bietet als freischaffende Künstlerin fast alles an, was mit Schrift zu tun hat, unter anderem Raumgestaltung mit Schrift, Schriftbilder auf Leinwand, Papier und Tapete und Karten als Unikat oder Druck. Zudem organisiert sie regelmäßig Workshops und arbeitet auch intensiv mit der Firma ONLINE zusammen.

Autor: Jörg Stroisch
Jörg Stroisch ist Journalist und agiler Coach - mit einer Leidenschaft für schöne Schreibgeräte.

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