Viele Hersteller haben unglaublich schöne Tintenflakons. Besonders gut gefallen mir in meinem eigenen Sortiment zum Beispiel die von Jaques Herbin. Wenn die Tinte aufgebraucht ist, haben sie eigentlich ihren Zweck erfüllt. Aber wegschmeißen ist natürlich zu schade. Und so entstand vermutlich die Idee, sie einfach wieder aufzufüllen.
Tatsächlich bietet Jaques Herbin Händlern den Erwerb einer Tintenbar seit einiger Zeit an, die genau diesen Zweck erfüllt. Mit bis zu zehn unterschiedlichen Tinte ist sie ausgestattet. Und die kann über einen kleinen Zapfhahn dann abgefüllt werden. Als ich die Tintenbar das erste Mal gesehen habe, war ich schwer begeistert. Aber bei diesem Produkt gibt es für mich sehr viele Nachteile: sehr groß, eher für einen festen Standort gedacht. Und zudem auch wirklich sehr, sehr teuer.
Tintenbar-Experiment mit Design Thinking
Aber die Idee war geboren: eine Tintenbar insbesondere für meinen Marktstand – immerhin bin ich 2024 auf sechs Märkten mit MiaSkribo präsent.
Und da ich ja selbst agile Methoden wie Design Thinking coache, bin ich ein Freund davon, erstmal eine Idee im kleineren Rahmen zu testen. Also kaufe ich nicht für tausende von Euro eine fertige Tintenbar, sondern bastle mir für etwas 350 Euro eine eigene Lösung.
Konkret: Ich habe bei Etsy eine 2er-Whiskey-Bar erworben, die in ihrer kompletten Beschaffenheit sehr hochwertig ist, also sehr gute Anschlüsse hat, sehr gute Dichtungen etc. Und teste das dann auf meinem nächsten Markt auf Schloss Eulenbroich live aus.
Neben der Bar musste ich auch 500-ml-Flaschen kaufen, die sich gut verschließen lassen und dann den Tank meiner Bar darstellen, sofern sie denn passen. Zudem Probegläser mit 10 ml und eine Art Flakon mit 50 ml gekauft. Das war vor allem sehr rechercheintensiv, hier was Gutes und Günstiges zu finden.
Orange und violette Tinte in der Tintenbar
Und natürlich die Tinten: Hier habe ich mich bewusst für orange und violett von Jaques Herbin entschieden. Einerseits gibt es die ja für die Bar in 1,5-Liter-Flaschen. Andererseits habe ich die Standardfarben ja auch so genügend vorrätig.
Das schöne: Auch von eine Skalierbarkeit ist das alles kein Problem. Wenn es gut läuft, kann ich ohne Probleme mein Tintenangebot aufstocken. Wenn nicht, dann bleibt es einfach so. Und ich kann Tintenproben auch online anbieten und diese befüllen, wenn es mal ruhiger ist auf dem Markt.
Und unabhängig, wie stark das Angebot angenommen wird: Ein Eyecatcher ist es allemal.
Erste Eindruck vom Markt
Tatsächlich haben sich auf dem Frühlingsmarkt auf Schloss Eulenbroich sowohl Erwartungen als auch Ängste erfüllt:
- Die Tintenbar war definitiv ein Eyecatcher. Ich bin häufig darauf angesprochen worden, habe aber auch von Passanten gehört, wie sie darüber sprachen. Der Marketingeffekt war also da.
- Der Verkaufseffekt war OK, aber nicht überragend. Ich habe ein paar der 10-ml-Testflakons verkauft, die, wie ich finde, im Vergleich zu dem Angebot anderer Anbieter konkurrenzlos günstig sind.
- Die 500-ml-Flaschen haben ihren Zweck nicht erfüllt. Zwei Sorten davon habe ich gleich retourniert. Und die dritte Sorte passt zwar in die Tintenbar, schließt aber nicht richtig ab. Dadurch gibt es starke Luftverwirbelungen in der Flasche, die wiederum dafür sorgen, dass die Tinte – ich habe es natürlich nicht mit Tinte, sondern mit Wasser getestet! – unregelmäßig in hohem Bogen aus dem Hahn spritzt. Ich habe sie auf dem Markt deshalb nur als Fake eingesetzt mit einem Verschluss. Aber: Auch hier gab es ein Problem. Ich habe eine der Flaschen einem Kunden präsentiert und als ich sie dann wieder in die Tintenbar einspannen wollte, ist die Flasche kaputt gegangen. Zum Glück hat es kein allzu großes violettes Tintendesaster gegeben.
Wie sagt man so schön: Die Idee ist gut, das Konzept aber noch nicht ganz ausgereift 😉
Ich bin gespannt und freue mich schon auf das weitere Ausprobieren.