MiaSkribo: Herr Kick, dieses Jahr hatten Sie auf der Messe rund 311 Aussteller, letztes Jahr waren es 305 Aussteller. Letztes Jahr sagten Sie, Sie sind mit der Entwicklung der Messe zufrieden. Wenn man den Newcomer-Bereich abzieht, dann gab es ja auch eine Fluktation, nehme ich an, von mindestens 20 bis 30 Ausstellern. Würden Sie immer noch so sagen, dass Sie mit der Entwicklung der Messe zufrieden sind?
Ernst Kick: Ja, es ist ganz normal, dass eine Verlagerung stattfindet. Zum einen ging vielleicht der Businessplan einiger Erstaussteller nicht auf, während andererseits aus Erstausstellern auch Bestandsausstellern geworden sind. Das ist ja nicht nur in der Schreibwarenbranche so. Ich kann deshalb zufrieden sein, weil wir eine Qualitäts- und keine Zahlenstrategie fahren. Wir haben natürlich bekannte Marken hinzugewonnen, wie Pelikan oder Leitz. Marken wie diese ziehen natürlich auch die Top-Einkäufer an. Es ist also auch nicht entscheidend, wie viele Besucher kommen, sondern wer kommt. Mit denen, die an diesen drei Tagen da waren, können wir nur zufrieden sein.
MiaSkribo: Jetzt ist ja die Messe auch von einigen Topherstellern initiiert worden, auch ein Stück weit als Konkurrenzmesse zur Paperworld…
Kick: Ich glaube nicht, dass die Idee eine Konkurrenzmesse war. Konzept war und ist es, eine Messe für die Schreibwarenindustrie und für den Handel zur rechten Zeit zu positionieren. Es war zu keinem Zeitpunkt davon die Rede, dass wir eine Wettbewerbsveranstaltung aufbauen wollen. Das habe ich auch immer so gesagt. Wir sind mit einem eigenständigen Konzept unterwegs, das völlig anders ist. Wir bemühen uns beispielsweise nicht um den ganzen technischen Ausstattungsbereich im Büro, sondern wollen wirklich ganz stark in dem Bereich Schreibwaren, Back-to-school und Büroartikel hinein.
MiaSkribo: Wo sehen Sie denn dort die besonderen USPs, die man vielleicht anderswo nicht findet?
Kick: Also, was Sie hier auf jeden Fall sehr gut abgebildet finden, ist die Schreibware an sich, das Thema Papeterie und natürlich auch das ganze Thema Back-to-school. Natürlich wollen wir auch Elemente weiterentwickeln. Aber das dauert seine Zeit. Aber wir sind auf einem guten Weg und ich denke, nächstes Jahr werden wir wieder ein paar Marken hinzugewinnen. Die Messe soll langsam und gleichmäßig wachsen. Wir wollen nicht explodieren.
MiaSkribo: Wie bewerten Sie die Entwicklung der InsightsArena?
Kick: In diesem Jahr hat die InsightsArena wirklich die beste Darstellung erfahren. Sie war immer besetzt. Mit der diesjährigen Präsentation bin ich sehr zufrieden.
MiaSkribo: Ein großes Thema allerorten ist das Thema digitale Transformation. Wie positionieren Sie sich hier als Messe?
Kick: Na ja, wir hatten zumindest einen Aussteller aus Japan, der die ersten Ansätze kommuniziert. Wir können der Digitalisierung nicht ausweichen, das wird auf jeden Fall kommen. Die Frage wird nur sein, wie intelligent auf der einen Seite und wie kooperativ auf der anderen Seite sich die klassische Welt und die digitale Welt zusammenfinden.
MiaSkribo: Sehen Sie da eine Entwicklung? Ich habe es bisher oft so erlebt, dass sowohl von Ausstellerseite als auch von Händlerseite das Thema nicht angegangen wird. Wenn überhaupt wird das Internet häufig nur als ein verlängerter Marketingkanal, häufig aber auch als Bedrohung wahrgenommen, so meine Empfindung. Bewegt sich da was?
Kick: Wir müssen hier zwischen zwei Aspekten unterscheiden: Das eine ist die Kommunikationsebene. Wer heute nicht die sozialen Netze nutzt – das Thema Influencer zum Beispiel –, der ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Für mich ist in der Form das Internet überhaupt keine Bedrohung, sondern man sollte sich damit unbedingt befassen. Auf der Produktebene ist das natürlich noch ganz anders. Da müssen noch einige Entwicklungen passieren und Technologien entstehen, von denen wir heute noch nichts wissen.
MiaSkribo: Und wie werden Sie den Trend auf der Insights-X aufgreifen?
Kick: Es braucht auch immer eine gewisse Zeit, bis so etwas anläuft. Da muss eine Messe auch sehr vorsichtig sein. Ich sehe es immer so als Messeorganisator: Als Erstes kommt der Kongress, der innovative Themen behandelt, futuristische Themen. Dann gibt es eine begleitende Ausstellung, bei der zum Beispiel Prototypen präsentiert werden. Und wenn sich das dann fortgesetzt hat, dann wird ein Messenukleos daraus. Dem vorzugreifen, ist einfach schädlich. Das weckt Hoffnungen auf etwas, was noch gar nicht vorhanden ist.
MiaSkribo: Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie denn die Insights-X im nächsten Jahr und auch in fünf Jahren?
Kick: Fürs nächste Jahr haben wir natürlich klare Ziele. Wir möchten die Internationalisierung weiter vorantreiben und sind auf einem sehr, sehr guten Weg, was das betrifft – sowohl auf der Aussteller-, als auch auf der Besucherseite. Wir wollen, dass die Insights-X langsam wächst und dass sie zu einem stabilen Branchentreff wird.
Über Ernst Kick: Ernst Kick ist seit April 2003 Vorstandsvorsitzender der Spielwarenmesse eG in Nürnberg. Zuvor war er in der strategischen und operativen Beratung von internationalen Großmessen tätig. Von 1988 bis 1999 arbeitete er für die Messe München, dort zuletzt als Geschäftsbereichsleiter Neue Technologien.