Das Schreiben und die Handschrift hat sehr viele Facetten. Das hat sich wieder bei der Langen Nacht des Schreibens gezeigt. Das ist der Reiz eines Barcamps, dass Aspekte bearbeitet werden, die die Teilnehmer interessieren.
Und dass dann die Teilnehmer selbst auch diese Themen als Impuls ins Publikum geben. Zum zweiten Mal war dieses Event nun ein Barcamp mit fünf je 30-minütigen Sessions.
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Und 17 Menschen hatten sich vor Ort im KalkSpace in Köln eingefunden, zusätzlich noch einmal 10 – 15 Personen per Zoom. Das Thema bewegt also.
Vom Ablauf her: Es gab eine kurze Begrüßung, eine Themenvorstellung und Abstimmung. Und dann ging es auch schon los: Immer ein Impuls mit 30 Minuten und danach eine halbe Stunde Pause.
Thema 1: Minds and Notes mit Rainer
Rainer von Pinorama stellt für diesen ersten Impuls zur Langen Nacht des Schreibens mehrere Hypothesen rund um unsere Notizen auf, unter anderem:
- Mindmaps können nach einiger Zeit nicht mehr zugeordnet werden
- Es gibt Notizenimpulse im Gehirn.
Um nun Notizen zum einen beständiger zu machen und verschiedene Impulse miteinander zu verbinden, hat er eine zweiseitige Vorlage entwickelt. Auf der linken Seite ist Platz für Visualisierungen, auf der rechten Seite gibt es dazu Platz für die Legende. Er demonstriert diese Methode am Beispiel des Themas Notizen.
Damit diese eine Wirkung zeigen, seien verschiedene Faktoren gut:
- Wörter und Zahlen
- Motorik
- Rhythmus
- Farben und Symbolik
- Vorstellungskraft
- Vernetzung
- Verständlichkeit
Diese Notizenimpulse werden unterschiedlich stark adressiert. Mit seiner Methode versucht Rainer, möglichst viele zu adressieren. Fazit: „Wenn es Spaß macht, Notizen zu schreiben, dann freut sich auch das Gehirn“, so Rainer.
Screenshot zum Impuls von Rainer:

Thema 2: Kalligrafische Schönschrift mit Petra
Was geschieht mit der eigenen Handschrift, wenn sie einfach etwas enger oder breiter geschrieben wird? Oder alternativ: höher/tiefer, schräg oder als Druckbuchstaben? „Die eigene Handschrift wird mit solchen Elementen kombiniert und es entsteht ein großer Effekt“, sagt die Impulsgeberin dieser zweiten Session, Petra S. aus K. Es werden also kalligrafische Methoden für die eigene Handschrift angewendet, etwa:
- Druckschrit
- schmaler/breiter
- Großbuchstaben
- schräg nach links oder schräg nach rechts
Screenshot zum Impuls von Petra:

Thema 3: Layoutprinzipien für die Handschrift mit Petra
„Die Platzierung von Handschrift spielt eine große Rolle für ihre Wirkung“, betont Petra in dieser Session des Barcamps. „Und wie ich etwas gestalte, bestimmt sich aus dem Sinn dessen, was ich schreibe.“ Beispielsweise würde sie eine lockere Schrift und Aufteilung wählen, wenn sie etwas über das Tanzen schreibt.
Konkret erklärt sie an Beispielen den Unterschied zur mathematischen und optischen Mitte einer Platzierung. Letztere setzt nämlich exakt mittig, sondern etwas nach oben versetzt an und wirkt dadurch ausbalancierter. „Dann bekommt das Ganze mehr Tiefe“, so Petra. Außerdem führt sie auch in den goldenen Schnitt ein, spricht über den Kontrast und die Dominanz – so kann ein Wort hervorgehoben werden. Und demonstriert auch dies mit Beispielen.
Petra rät in ihrem zweiten Impuls für die Lange Nacht des Schreibens auch dazu, auszuprobieren. Sie verwendet dazu Thumbnails also Miniaturen einer Seite, in denen sie die verschiedenen Aufteilungsideen einträgt. Sie nummeriert diese auch durch, „damit ich auch später den Gedankengang dahinter noch nachvollziehen kann.“ Und sie fotografiert dann das fertige Werk ab und klebt es dazu. „So komme ich schnell zu optischen Eindrücken.“
Screenshot zum Impuls von Petra:

Thema 4: Zentangles mit Anja
Und es ist still im Raum. Dass Zentangles, also quasi zen-buddhistische Muster, eine meditative Wirkung haben, macht sich das sofort bemerkbar. Anja beschreibt in ruhigen Worten, was sie gerade macht. So zeichnet sie ein Quadrat, unterteilt es mit geschwungenen Linien, malt Halbkreise hinein. Und die anderen machen es nach oder auch etwas ganz anderes. „Es gibt keine Regeln für die Muster“, betont Anja. „Und es muss auch nichts perfekt sein „
Im Prinzip verfolgen Zentangles kein echtes Ziel, sondern dienen der Entspannung. Eine andere Teilnehmerin erzähl, dass sie als Neurografiken auch in Therapien eingesetzt.
Ziellos schöne Muster zeichnen: Die halbe Stunde für diesen Impuls war dennoch sehr schnell vorbei, eine kurzweilige Entspannung eben.
Screenshot zum Impuls von Anja:

Thema 5: Buchbinden mit Susanne
Richtig handwerklich wurde es dann in der fünften und letzten Session des Barcamps. Susanne hat hier die koptische Bindung anhand des Cappuccino- und Grey-Pad-Papiers von Hahnemühle erklärt. Das Papier eignet sich auch sehr gut für das Schreiben mit dem Füller, weshalb es sich gut für ein Notizbuch eignet.
Verwendet hat Susanne dazu eine gebogene Stichnadel, eine Krummnadel, weil diese das Führen des Fadens direkt unterstützt. Ein kleines DIN A5 Notizbuch entsteht, „welches dank der Bindung flach aufliegt“, so Susanne. „Und die Bindung verzeiht auch Fehler.“
So sollen eigentlich 7 Löcher in den Karton gestochen werden, etwa fingerbreit vom Rand entfernt. Aber es ist nicht schlimm, wenn es Abweichungen gibt. Innenliegend sind zwei gefaltetete Grey-Pad-Papiere, zum Beispiel, eine sogenannte „Sektion“. Von diesen Sektionen gibt es so viele, wie man mag. Und die erste Sektion wird dann an den dicken Karton des späteren Buchdeckels befestigt.
Dann wird nach einem festen Muster das Papier befestigt, gar nicht so einfach, aber nach ein bisschen Übung bekommt es jeder hin. Und am Ende liegt dort ein kleines, feines Notizbuch.
Screenshot zum Impuls von Susanne:

Fazit: ein tolles Event zum Schreiben
Dieses Mal hat weitestgehend alles gut geklappt. Das Event wurde auf YouTube gestreamt, Ton und Kameras haben auf Zoom funktioniert. Leider war das Videobild in Zoom nicht optional. Und leider wurde auf Youtube der Ton nicht mitgestreamt – ich kenne den Fehler, aber nun ist es leider zu spät. Das ist alles nicht trivial, denn mein Anspruch ist es, dass das Youtube-Video ohne Bilder von den Teilnehmern gezeigt wird, aber dennoch die Inhalte.
Deshalb waren parallel zwei Laptops und zwei Tablets im Einsatz, um das sicherzustellen. Im letzten Jahr hatte leider der YouTube-Stream gar nicht funktioniert. Dieses Mal hatte ich noch in zusätzliche Technik investiert und alles ein paar Tage vorher durchgetestet. Und dennoch hat es nicht perfekt geklappt. Nächstes Jahr also ein neuer Versuch 😉
Das erste Mal fand die Lange Nacht des Schreibens dabei nicht mehr auf Initiative der Initiative Schreiben statt, denn der Verein hat sich zum Jahresanfang aufgelöst.
Insgesamt sind 10 Themen vorgeschlagen worden, so dass wir die Qual der Wahl hatten. Für mich hatte das den Vorteil, dass ich mich ganz auf die Organisation konzentrieren konnte. Und ich glaube, allen hat es viel Freude gemacht. Vor Ort im KalkSpace war auf jeden Fall durchgehend eine sehr gute Stimmung. Und die Pausen wurden ausführlich zum Austausch genutzt.
Mehrere Blogger berichten über die Lange Nacht des Schreibens
Auch dieses Jahr waren wieder viele Blogger vor Ort. Hier ein paar Links zu ihren Inhalten (Liste wird aktualisiert):
- Leoni Pfeiffer fasst die Ergebnisse der Langen Nacht des Schreibens in ihrem Blog zusammen
(15. Juni 2024) - Markus Rödder schreibt in seinem Blog ZoomLab über die Lange Nacht des Schreibens (16. Juni 2024)
- Sebastian Freitag hat eine schöne Instagram-Story zur Langen Nacht des Schreibens veröffentlicht