Die Lange Nacht des Schreibens 2023 war ein Barcamp mit vielen interessanten Sessions. (Foto: MiaSkribo/canva.com)

Barcamp zur Langen Nacht des Schreibens: ein buntes Programm

Schätzungsweise etwa 35 Personen haben offline und online bei der Langen Nacht des Schreibens 2023 bei MiaSkribo teilgenommen. Am 17. Juni 2023 gab es dazu im KalkSpace ein Barcamp - und entsprechend ein sehr vielfältiges Programm.

Für mich war der Tag super aufregend. Ab 9 Uhr morgens habe ich alles für das Barcamp vorbereitet, welches dann halbwegs pünktlich gegen 13 Uhr begonnen hat. Eigentlich sollten die inhaltlichen Sessions auch live auf YouTube übertragen werden – das hat leider technisch nicht geklappt (womit ich nicht gerechnet hatte, denn die letzten Male hatte das zumindest völlig problemlos geklappt).

Der Aufbau: Zwei Laptops haben einerseits das Plenum vor Ort eingefangen, andererseits als eine Art Regiepult für die Schaltung der Teilnehmer, aber auch für die Dokumentenkamera gedient. Getroffen haben sich aus ganz Deutschland dann alle gemeinsam bei Zoom. Gar nicht so einfach und natürlich auch häufiger “unperfekt”. Über den Zoom-Link haben sich exakt 26 Personen dazugeschaltet, vor Ort waren wir insgesamt 9 Personen.

Auch das Barcamp ist ja eine “Unkonferenz”: Man trifft sich, ohne dass Referenten dazu gekauft sind. Jeder bringt sich mit seinen Themen selbst ein. Und wenn mehr Themen als Sessions vorhanden sind, wird abgestimmt, welche Sessions gemacht werden. Dabei gibt es nicht einfach einen Referenten, sondern es finden sich auch mehrere Personen zusammen und “bearbeiten” ein Thema. Wir hatten auf jeden Fall 7 Themenvorschläge und nur 5 Sessions.

Und somit wurden ausgewählt:

  • Session 1 (13:45 Uhr – 14:15 Uhr) – THEMA: Kreatives Schreiben/Reportage – Jörg
  • Session 2 (14:30 Uhr – 15:00 Uhr) – THEMA: Füllerpräsentation Waldmann – Peter
  • Session 3 (15:30 Uhr – 16:00 Uhr) -THEMA: Handlettering – Ines (virtuell via Zoom)
  • Session 4 (16:30 – 17:00 Uhr) – THEMA: Sketchnotes – Martin, Anja und Jörg
  • Session 5 (17:30 Uhr – 18:00 Uhr) -THEMA: Füllerpflege und -reinigung – Christian

Alle Sessions sind eher als Impuls zu verstehen und – sofern es sich angeboten hat – hatten auch einen praktischen Teil. Bei dem Handlettering und den Sketchnotes war das das Thema “Frieden”, welches die Initiative Schreiben ja zum Thema der diesjährigen Langen Nacht des Schreibens gemacht hat.

Session 1: Kreatives Schreiben/Reportage

Wie verfasse ich einen atmosphärischen Text? Um das Inhaltliche ging es in der ersten Session, mit der ich begonnen habe. Die Reportage gilt als die Königsdisziplin unter den journalistischen Stilformen. Dabei ist für den Erfolg einer Reportage nach meiner festen Überzeugung vor allem der Inhalt verantwortlich – und weniger stark der Stil und die Struktur. Der Inhalt entsteht durch Recherche, die auch gleichzeitig bei erfahrenen Journalisten mindestens 70 Prozent der Zeit ausmachen. Und atmosphärische Recherche gelingt durch zwei Ebenen:

  • Sinne: Mit allen Sinnen kann etwas beschrieben werden.
  • Szene: Szenen, die sich ergeben, können sehr im Detail geschildert werden.

Apropos Detail: Hier liegt der Kern einer Reportage. Das Allgemeine wird nicht etwa vorangestellt, sondern ergibt sich aus der sehr detailversessenen Beschreibung. Geübt haben wir das dann mit dem Verfassen von zwei Absätzen über ein Gebäckstück. Vor Ort gab es dazu reichlich Auswahl.

Session 2: Füllerpräsentation Waldmann

Peter Flasbeck stellte für Waldmann die aktuelle Kollektion an Schreibgeräten, insbesondere die Füllfederhalter vor: Der Preis rangiert hier zwischen 200 und etwa 3.100 Euro pro Füller, je nach Ausstattung. So zeigte er auch den sündhaft teuren Xetra Vienna Lady Diamond, der einen mit Diamanten besetzten Klipp hat und zudem natürlich auch das sehr schöne eingravierte Wiener Muster.

Aber auch alle anderen Schreibgeräte von Waldmann wurden präsentiert, etwa der kleine Voyager oder der große Grandeur mit seiner sehr schönen langen Goldfeder oder auch der Kolbenfüllfederhalter Manager, der ja mein persönliches Lieblingsstück ist. Sterling Silber ist hier das verwendete Material. Die Federn – und das demonstrierte Peter Flasbeck auch – lassen sich sehr einfach austauschen, so dass es hier eine hohe Flexibilität gibt.

Session 3: Handlettering

Handlettering ist ja quasi das gemalte Schreiben. Viele bunte Buchstaben in allen Farben, Verzierungen. Ines hat als Beispiel ein paar Wörter gelettert, zum Beispiel Buchstaben mit gemalten Zweigen geformt. Und dabei sehr schön ins Handlettering eingeführt. Im Anschluss haben wir uns dann alle rund um den Begriff “Frieden” darin geübt.

Die Besonderheit: Ines hatte sich als virtuelle Teilnehmerin über Zoom bereiterklärt, einen Impuls zum Thema Handlettering zu geben. Und das auch sehr schön und charmant verwirklicht. Ich fand das auch deshalb besonders toll, weil einfach für einen Online-Impuls die Hemmschwelle noch einmal deutlich höher ist, als wenn Menschen sich vor Ort bereiterklären.

Session 4: Sketchnoting

Sketchnotes haben ja schon eine große Rolle bei der letzten Langen Nacht des Schreibens bei MiaSkribo gespielt. Und wie es der Zufall so wollte, war auch Martin da, mit dem ich zusammen Ende Januar einen Sketchnoting-Kurs von Josi Bruns besuchte, den ich mit MiaSkribo in Köln veranstaltet habe. Und auch Anja zeigte schon den ganzen Tag, dass offensichtlich Sketchnotes ihr Ding sind. So ging es dort um das Sketchnote-Alphabet, aber auch um viele Beispiele.

Und auch ein weiterer wesentlicher Reiz eines Barcamps wurde einmal verwirklicht: das kollaborative Referieren. Konkret hatte ich zwar eine Mini-Präsentation fürs Sketchnoting vorbereitet. Aber Anja und Martin sind nicht nur eingestiegen, sondern haben “seemingless” die Präsentation ausgebaut und betrieben. Wir 3 haben uns dabei intuitiv und gut ergänzt und, glaube ich, dadurch auch einen viel intensiveren Eindruck vom Sketchnoting vermittelt.

Am Ende haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Sketchnote zum Thema Frieden gemacht.

Session 5: Füller-Reinigung – aber richtig

Christian Petersen ist ein Experte rund um Füller, ist hier auch mit einem eigenen Blog und einem Youtube-Channel sehr engagiert unterwegs. In seinem Impuls gab er jede Menge Tipps, wie man einen Füller sicher und einfach reinigen kann. Für den Konverterfüller hat er ein vier-stufiges Vorgehen empfohlen:

  1. Einlegen des Füllergriffstücks oder auch nur der Feder mit dem Tintenleitsystem in lauwarmes Wasser; das dann gerne über Nacht.
  2. Mit einem Ohrenblasenbalg kann zudem Wasser in die Feder gedrückt werden, um hartnäckigere Tintenreste zu entfernen.
  3. Wenn das noch nicht reicht, dann kann ein Ultraschallbad durchgeführt werden. Allerdings muss man auf das Material und den Zustand achten. Ist zum Beispiel eine Bicolorierung schon angeschlagen, dann löst sie sich durch das Ultraschallbad vielleicht noch mehr. Auch eignet sich das Ultraschallbad vor allem für Metalle.
  4. Mit einem kleinen Messingblatt können auch noch die Federzwischenräume ausgekratzt werden.

Lange Nacht des Schreibens: ein buntes Programm

Ein überaus buntes Programm also. Und auch ein, wie ich finde, interessantes Veranstaltungskonzept mit dem Barcamp. Vor Ort und auch bei Zoom war die Stimmung auf jeden Fall gut.

Vor Ort im KalkSpace lagen auch diverse Schreibgeräte und Papiere aus: Neben den Präsentiergeräten von Waldmann, waren das auch Schreibgeräte und Papiere von Hahnemühle und von Online Schreibgeräte – und natürlich auch ein Vision Patronenroller.

Natürlich hat das Hybride auch seine Hürden: Wir haben zum Beispiel immer eine halbe Stunde zwischen den Sessions Pause gemacht – für die Online-Teilnehmer war das sicherlich dann etwas lang. Vielleicht kann man individuelle Gruppen organisieren, damit auch Online-Teilnehmer miteinander sich austauschen können? Ist vielleicht eine Idee fürs nächste Mal. Oder man bietet eine Art virtuelle Durchschreiten von Räumen an, quasi das MetaVerse in klein. Das bietet zum Beispiel Gather.town. Vielleicht auch eine Idee. In jedem Fall besteht die Gefahr, dass online Teilnehmerinnen und Teilnehmer verloren gehen, denn von 13 bis 19 Uhr ist ja auch eine ziemlich lange Zeit.

Aber im Großen und Ganzen gab es auf jeden Fall sehr viel positives Feedback, so dass ich im nächsten Jahr wohl wieder ein Barcamp organisieren werde.

Autor: Jörg Stroisch
Jörg Stroisch ist Journalist und agiler Coach - mit einer Leidenschaft für schöne Schreibgeräte.

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