Quelle: MiaSkribo/canva.com

Susanne beschäftigt sich viel mit dem Handschreiben - in dieser Folge des Podcasts "Na, schreibst Du schön?" gibt sie Tipps für Schüler.

Podcast: Was Susanne Schülern rund um den Stift empfiehlt

Susanne Heidenreich ist vom Beruf Lehrerin. Aufgrund einer Handverletzung hat kann sie nur mit wenig Druck schreiben - und sie hat deshalb ihre eigene Strategie entwickelt, wie sie das am besten macht. Füller spielen dabei eine große Rolle. Episode 24 des Podcasts "Na, schreibst Du schön?".
Episode 23 des Podcasts "Na, schreibst Du schön?" mit Tipps von Susanne Heidenreich zum Schönschreiben.
Na, schreibst Du schön?
Podcast: Was Susanne Schülern rund um den Stift empfiehlt
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Susanne Heidenreich ist Lehrerin und Influencerin auf Instagram zu Handschrift-Themen. Als Lehrerin beschäftigt sie sich viel auch mit der Handschrift von Schülerinnen und Schülern. Und versucht Lösungen für Probleme zu finden.

In dieser Episode – eine von mehreren mit ihr – beschreibt sie, wie sie die Entwicklung empfindet und welche Tipps sie rund um das passende Schreibgerät für Schülerinnen und Schüler hat.

Was die Problematik beim Schreiben auf dem Tablet ist

„Bei uns in Bayern, ich komme aus Bayern, ist in der Schule nach wie vor erstmal das Tablet nicht erlaubt außer es ist eine eigene Tablet-Klasse. Dazu bekommen dann die Schüler tatsächlich von der Schule Tablets gestellt, bei denen die Lehrer die Aufnahmefunktionen während des Unterrichtes blockieren können, weil das nach wie vor ein Datenschutzproblem ist. Was ich auch, wenn Schüler ihre Tablets selbst mitbringen, ganz genau so sehe, weil kein Lehrer möchte gerne irgendwelche unvorteilhaft mitgeschnittenen Aufnahmen im Internet haben. Nicht nur der Lehrer, auch die Mitschüler wollen das nicht.

Jetzt gibt es diese wunderbaren Stifte für die Tablet. Die sind aber durch die Bank sehr, sehr schmal, also Finelinerstärke und weniger. Ich sehe vor allen Dingen für Leute, die vielleicht in den unteren Klassen sind – ich meine man lernt nicht umsonst mit einem relativ dicken Stift das Schreiben -, die werden da ganz sicher, also gerade in der Grundschule wahrscheinlich erste, zweite Klasse, ein riesen Problem bekommen. Denn ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Handschrift sich in vielen Fällen dann nicht richtig entwickeln kann. Die Handschrift ist ja was sehr individuelles.

Also zumindest bei mir habe ich, wenn ich auf dem Tablet schreiben muss, was sich teilweise einfach nicht vermeiden lässt, und ich diese Schriftbegradigung einschalte, dann kann man bei mir das große M und das große H einfach nicht mehr unterscheiden. Der Laptop, der Computer selber kann es auch nicht, das heißt mit dieser Textbegradigung geht es eben nicht mehr. Das mag für einen Text, für einen Fließtext kein Problem sein, aber ich bin Mathematiklehrerin, das heißt, im Koordinatensystem macht das durchaus einen Unterschied, ob ich den Punkt bewusst M für Mittelpunkt oder ob ich den Punkt H nenne, weil es einfach der letzte Punkt vom Quader ist. Das macht für die Schüler einen Unterschied, die Schüler sind es gewohnt, wenn der Punkt M heißt das ist irgendein Mittelpunkt von irgendwas, also hat eine Bedeutung. Der Punkt H ist halt der nächste Buchstabe im Alphabet, der gerade frei war. Wenn der Computer das beides gleich zieht, wird das zum Problem.

Das gleiche gilt aber auch eben für die Schüler. Die Schüler haben mit diesem dünnen Stift teilweise wirklich ein Problem. Durch die Schriftbegradigung gewöhnen sie sich auch nicht mehr an, eine ordentliche Handschrift zu haben, was dann im Zweifelsfall in der Prüfung dazu führt, dass man die Handschrift nicht wirklich lesen kann. Das zu Punktabzug führt und im schlimmsten Fall zwei bis drei Noten schlechter. Also in Mathe macht es tatsächlich sehr viel aus. Und ich kann mir auch vorstellen, dass es bei den Sprachen, gerade, wenn man da an Französisch denkt mit dem ganzen Akzenten und so weiter, dass es da ein viel größeres Problem noch ist.“

Was die Hauptherausforderungen beim Handschreiben für Schülerinnen und Schüler sind

„Ich bekomme die Schüler, wenn die eigentlich schreiben können, in der fünften Klasse da können die im Normalfall schreiben. Was ich feststelle, ist, dass sehr viele, wenn sie mit sehr dünnen Stiften schreiben, sehr verkrampfte Handhaltung haben und auch langsam schreiben, sehr langsam einfach aufgrund der Verkrampfung. Wenn man ihnen dann mal einen Stift in die Hand drückt, der etwas breiter von der Griffzone her ist oder vom Griffdurchmesser auch, dass die dann plötzlich wieder schreiben können.

Wenn ich sehe, dass das in einer Schulaufgabe passiert, dann leihe ich auch gerne mal meinen Füller aus. Und wenn das gerade einer mit Goldfeder ist, dann leihe ich den auch aus. Es hat mir noch kein Schüler irgendeinen verbogen, kaputt gemacht, gar nichts. Und es gibt ja immer wieder das Gerücht, ein Füller gerade mit Goldfeder darf man auf keinen Fall verleihen – davon halte ich nichts. Ich habe kurz vor den Pfingstferien eine Schulaufgabe mit jemandem geschrieben. Und ich hatte an dem Tag meinen Visconti Homo Sapiens dabei. Und die eine hatte einfach einen Krampf in der Hand durch ihren minidünnen Stift. Ich habe ihr den Füller in die Hand gedrückt. Mir ist bewusst, dass das ein teurer Füller ist, aber mir war auch bewusst ich bekomme ihn im ganzen wieder zurück. Sie war sehr glücklich, dass sie ihre Schulaufgabe ordentlich schreiben konnte und keine Schmerzen mehr in der Hand hatte. Sie hatte auch eine Schiene, allerdings wegen einer Sehnenscheidenentzündung. Und hat sich aber tapfer geschlagen und hat gesagt, sie will trotzdem mitschreiben. Und der schreibt danach noch ganz genauso, wie vorher, ist nicht beleidigt gewesen, dass ich ihn ausgeliehen habe.“

Autor: Jörg Stroisch

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