Quelle: canva.com/MiaSkribo

Bettina Scheerbarth von Hahnemühle erzählt in dieser Episode von "Na, schreibst Du schön?" viel über ihre Liebe zur Handschrift.

Podcast #32: Die Papiermanufaktur Hahnemühle und ihr Umgang mit Nachhaltigkeit

Hahnemühle ist ein sehr bedeutender Produzent von Papier. Bettina Scheerbarth erzählt in dieser Episode, was sie am Handschreiben mag und wie Hahnemühle die Nachhaltigkeit thematisiert.
Na, schreibst Du schön?
Na, schreibst Du schön?
Podcast #32: Die Papiermanufaktur Hahnemühle und ihr Umgang mit Nachhaltigkeit
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Hallo, ich bin Jörg Stroisch und ich bin der Besitzer von MiaSkribo, einem Shop rund um Schreibgeräte und dem Handschreiben. Und das ist mein Podcast „Na, schreibst du schön?“, den ich mit viel Leidenschaft betreibe.

Und natürlich spielt beim Schreiben auch das Papier eine große Rolle. Hahnemühle ist hier ein sehr alter und bekannter deutscher Hersteller. 2024 hat das Unternehmen sein 440. Jubiläum gefeiert. Bettina Scheerbarth ist dort für das Marketing zuständig und ich habe mit ihr zwei Episoden für meinen Podcast aufgenommen.

In dieser Folge geht es darum, was sie selbst an Papieren und der Handschrift mag und wie sich Hahnemühle zum Thema Nachhaltigkeit positioniert. Und das sind Ihre Antworten

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Vollständige Transkription (nahe am gesprochenen Wort):

Was Bettina an Papier mag

Also ich habe so einen persönlichen Hashtag, sag ich mal, Paperlove. Weil mittlerweile seit über 20 Jahren bei der Hahnemühle. Und Papier ist für mich was ganz Sinnliches. Ich mag es sehr, Papier zu berühren, aber auch anzuschauen von allen Seiten, aus allen Winkeln, um ein Gefühl für die Oberfläche zu kriegen, für die Dicke vielleicht auch des Papiers, für die Eigenschaften. Ist es eine sehr offene Oberfläche oder eine geschlossene Oberfläche. Geschlossene Oberfläche brauchen wir dann, wenn wir schreiben wollen.

Das Handschreiben ist wieder so ein bisschen zurückgekommen bei mir durch natürlich den Job und das Beschäftigen mit Papier. Ich bin auch so jemand, der noch Papierkalender führt, weil ich das optisch schöner finde und schreibe eben meine To-do-Listen auch alle noch in mein kleines Notizbuch. Und hake dann ab oder streiche durch.

Schreiben ist für mich so dieser alte Pestalozzi-Satz auch: Was durch die Hand geht, geht in den Kopf. Das finde ich sehr schön am Schreiben. Papier braucht man als Grundlage. Ich schreibe nicht digital, überhaupt nicht.

Welches Papier Bettina besonders mag

Die wirklich so was Haptisches, Sensorisches vermitteln, so was Unmittelbares, auf denen dann gemalt wird oder zum Beispiel Fotos sehr hochwertig ausgedruckt werden. Und diese Papiere, dadurch, dass sie keine Spiegelung haben, die ziehen einen wirklich rein in so ein Motiv. Das finde ich total schön.

Wir haben zum Beispiel ein William-Turner-Papier. Das sieht von Nahem fast aus wie Sandpapier, von der Struktur her. Aber von Weitem hat das eine Tiefenwirkung. Das ist total irre.

Auf der anderen Seite mag ich aber auch sehr glatte Papiere. Gerade zum Schreiben braucht man die natürlich. Da darf die Oberfläche eben nicht so offen sein wie bei so einem Künstlerpapier. Und da mag ich natürlich die, die sich so ganz seidig anfühlen. Wo wirklich die Hand, wenn sie beim Schreiben aufliegt, da auch so mit drüber gleitet und das einfach so wie so ein Handschmeichler funktioniert, das Papier, das finde ich toll.

Was Bettina an dem Schreiben mit einem Füller mag

Ich schreibe mit einem Hahnemühle-Füller natürlich aus der Feinnote-Edition oder -Kollektion und habe dort einen Füller mit einer sogenannten Sonderfarbe, die wir mal aufgelegt habe, und habe die M-Feder darin. Und die finde ich wirklich sehr, sehr angenehm.

Ich kann mich erinnern, in der Schule schreiben so – ich habe noch dieses Schönschreiben gelernt oder die Buchstaben in Schriftschreiben x-mal.

Und ich weiß noch, ich hatte so eine ganz schwere Hand immer. Ich habe wahrscheinlich sehr viel aufgedrückt oder sehr viel Druck ausgeübt. Und da fand ich das Schreiben immer einfach anstrengend.

Und heute mag ich das total gerne. Wenn man wirklich diesen Tintenfluss sieht, das Schriftbild ist nicht so schön, würde ich sagen, bei mir selber. Aber ich habe da meine Notizen. Ich kann das abhaken, was ich auf der To-do-Liste habe, das ist für mich mit Füller am schönsten.

Welches Notizbuch Bettina besonders schön findet

Dairy Flex das finde ich eine ganz tolle Notizbuchidee. Das hat einen sehr soliden Einband, in das man immer wieder neue Notizhefte reinheften kann. Also man schiebt die da so rein. Eben dieses System der Nachhaltigkeit, dass man sagt, okay, ich habe ein Heft vollgeschrieben, ich schreibe dann vorne drauf, okay, ich habe angefangen zu schreiben in dem Heftchen am Soundsovielten. Und dann kommt irgendwann, wenn es voll ist, das Enddatum drauf. Dann nehme ich das Inlay aus diesem Dairy Flex raus und schiebe ein neues rein.

Ich habe eine gepunktete Oberfläche, die finde ich sehr schön, um sich zu orientieren. Ich bin ein furchtbarer Schiefschreiber, wenn ich keine Orientierung habe. Und liniert finde ich nicht so schön, aber dotted mag ich sehr, sehr gerne.

Und ja, dieses Dairy Flex ist eine ganz tolle Idee. Habe ich schon seit vielen, vielen Jahren, weil, wie gesagt, deinen Einband nutzt du immer wieder und du tauschst nur das Notizheftchen aus.

Welche Rolle die Nachhaltigkeit bei Hahnemühle spielt

Wir sind 1584 gegründet worden als Papiermühle. Und viele sagen: Ja, ihr seid dort in Südniedersachsen, wo ihr euren Standort habt, lokalisiert, weil ihr dort ganz viel Wald habt. Und dann sage ich immer: Nein, das ist nicht ganz korrekt. Wir sind dort lokalisiert wegen des Wassers, weil wir seit 1584 unser eigenes Wasserrecht haben.

Nein, zu dem Zeitpunkt 1584 wurde Papier noch gar nicht aus Baumfasern gemacht. Cellulose war noch gar nicht entdeckt als Mittel oder als Rohstoff zur Papierherstellung. Damals wurde Papier – und da kommt dann die Nachhaltigkeit ins Spiel – aus alten Lumpen gemacht. Die wurden geschreddert, also zermahlen eigentlich. Die Fasern wurden wieder aufgelöst. Und das war Recycling von Beginn an. Man hat eben diese alten Lumpen – oder Hadern, werden sie auch genannt – verwendet und hat daraus etwas Neues gemacht.

Und das ist sozusagen die Nachhaltigkeit, die in der Hahnemühle-Historie schon steckt.

Und das andere ist, dass wir natürlich für die Papierproduktion aus Baumpapieren, also Papiere, die mit Baumfasern hergestellt werden, natürlich nur aus nachhaltiger Waldwirtschaft diese Produkte beziehen, diese Fasern.

Relativ neu seit 2008 im Programm bei uns sind Papiere aus Pflanzenfasern, also rein pflanzlichen Fasern, aus sehr schnell nachwachsenden Fasern wie Bambus, Agave, Hanf, Zuckerrohr. Wir forschen gerade auch an ganz neuen Fasern.

Wir müssen halt immer gucken, dass die Papiere sehr alterungsbeständig sind für die Anwendung als Künstlerpapier oder als fotografisches Papier, damit es Jahrhunderte übersteht, wenn ein Kunstwerk drauf gemalt oder gedruckt ist. Deswegen müssen die Papiere besondere Anforderungen erfüllen. Auch die Fasern, aus denen das Papier ist.

Wir gucken, welche Pflanzenfasern haben eine bessere Ökobilanz, können schneller wachsen, wachsen ohne Pestizide, Biozide, ohne viel Wasser, produzieren in kurzer Zeit viel Biomasse und binden natürlich auch sehr viel CO2. Und dafür lässt man dann einfach Bäume zum Beispiel als auch Papierrohstoff länger wachsen. Das ist unser Ansatz der Nachhaltigkeit.

Oder wir bekamen neulich die Frage, wenn Sie Papier aus Agave-Fasern anbieten, wird dann die Agave extra für Sie angebaut? Nein, wird sie nicht. Die Pflanzen gehen schon in andere Verwertungen und die Fasern, die übrig bleiben, die verwenden wir.

Also die Ananasfaser ist ganz aktuell in der Erforschung bei uns, also in unserer eigenen Entwicklungsabteilung. Wir gucken uns die Fasern an, die wir bekommen und gucken, wie gut kann man die zermahlen in diese Fasergröße, die wir brauchen für eine Blattbildung, um daraus ein Blatt Papier machen zu können.

Die Ananasfasern kommen zum Beispiel aus Costa Rica. Dort will man eine Wertschöpfung aufbauen, indem man eben sagt, wir müssen uns vielleicht in Europa daran gewöhnen, dass die Ananas demnächst ohne die grüne Krone zu uns in den Lebensmitteleinzelhandel kommt, weil aus der Krone dann Fasern gewonnen werden, die für die Papierproduktion eingesetzt werden.

Und auch die Papiere, die man daraus testweise oder eben forschungsweise schon mal produziert, die müssen wir dann sogenannten Alterungstests unterziehen, damit sie eben die Jahrhunderte überdauern können, wenn sie das Trägermaterial für ein wertvolles Kunstwerk sind, zum Beispiel.

Autor: Jörg Stroisch

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